Text: Cornelia Heller; Fotos: Werner Huthmacher, Markus Scholz

Johann-Sebastian-Bach-Saal im Schloss Köthen, Köthen (Anhalt)

1821 plante der Köthener Hofarchitekt Christian Gottfried Bandhauer, den Schlosshof komplettierend, eine imposante Reithalle mit hochgewölbtem Dach. Von diesem Bau verblieben nach einem Brand im Zweiten Weltkrieg lediglich die Umfassungsmauern. An diese 70 Jahre alte, verschlafene Ruine knüpfte sich im Jahr 2003 eine Idee, die einer Not folgte. Für die Bach-Festtage war man schon lange auf der Suche nach einem angemessenen Ort für die meist ausverkauften Konzerte. Das neue Konzerthaus, im Ergebnis eines Wettbewerbs entstanden und 2008 eröffnet, ließ aufhorchen. Auf die Reste der Erdgeschossmauern hatten die Architekten eine sehr weiße, sehr strukturierte rechteckige Haube gestülpt. Sie ersetzt in einer modernen Antwort das abgebrannte Gewölbedach der früheren Reithalle. Regieren im Erdgeschoss die weichen Rundungen Bandhauers im gleichmäßigen Stakkato der Fensterarkaden und Voluten, sind es im oberen Bereich die vom Zufall gespielt tiefer oder höher verlegten, in jedem Falle überlappend verbauten Rechteckplatten. Ihre vertikale Übereinanderreihung findet ihre Zuordnung in den Fenstern, ihr willkürlicher Schattenwurf schafft uns heute die lebhafte Struktur. Wie von unsichtbarer Hand gespielte Pianotasten, so wirken die Platten und haben in diesem Sinne für manchen Betrachter ihre ganz eigene Musik. Mit dieser ‚mutigen Dominanz des Zeitgenössischen‘ errang der Bau den Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2010. Man anerkannte damit den ’selbstbewussten und dennoch bis in das Detail sensiblen Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz.‘ Den haben die Architekten auch in der Gestaltung des Innenraumes bewiesen. Dem alten Bruchsteinmauerwerk wurde eine leichte, durchscheinende Holzlamellenschale vorgehängt. Diese hölzerne Schale, gleich einem Schrein, prägt mit ihren offenen und geschlossenen Flächen den Innenraum des Konzertsaals, der geradezu schwerelos über Bühne und Stuhlreihen zu schweben scheint. Und konzentriert letztlich doch auf das Wesentliche: die gute Akustik des Hauses.

Standort
Schlossplatz 4, Köthen (Anhalt) – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Leitzkau

Architekten
BUSMANN + HABERER Gesellschaft von Architekten mbH, Busmann, Haberer, Bohl, Vennes, Tebroke, Berlin

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2010

Fertigstellung
2008

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
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