Text: Cornelia Heller; Fotos: Ludwig Rauch, Roland Halbe

Moritzburg, Umbau und Erweiterung, Halle (Saale)

Fast 400 Jahre lang lag die Ruine des westlichen Burgflügels der Moritzburg in einem Dornröschenschlaf. Erst die deutsche Wiedervereinigung 1990 eröffnete neue Chancen – auch die, hier das Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt einzurichten. Jetzt ist die Moritzburg zu neuem Leben erwacht. Den im Dezember 2003 ausgeschriebenen europaweiten Realisierungswettbewerb für einen Neu- und Erweiterungsbau gewannen unter den 23 beteiligten Architekturbüros die spanischen Architekten Nieto Sobejano Architectos S.L., Madrid, mit einer ausgefallenen Idee: Sie erdachten eine, den Nord- und Westflügel überspannende, expressive Dachlandschaft, die unverwechselbar, leicht und genial einfach daherkam, die wie gefaltet ‚durch eine umlaufende Fuge über der Mauerkrone zu schweben scheint und die historische Wirkung der Ruine erhält.‘ Wie nicht von dieser Welt, in gänzlich eigener Form, ‚zwischen Eigenständigkeit und Verzicht auf Dominanz austariert‘, biegen sich die leichten, edel schimmernden Aluminiumflächen dort, wo sonst hölzerne Dachstühle rote Ziegel tragen. Oberlichter, zum Himmel strebend, formen sich daraus und lassen Licht ins Innere fallen. Die konservierte Ruinenfassade im Hof erzählt indes bis heute die Geschichte von Blüte und Niedergang der Burg. Nicht minder konsequent verfuhren die Architekten mit den Innenräumen. So wurden der Nord- und Westflügel in ihrer gesamten Ausdehnung innerhalb der alten Bausubstanz, die Spuren der Zeit beibehaltend, belassen. Die Obergeschosse sind hingegen als ‚weiße Boxen‘ von der Stahlkonstruktion des Daches abgehängt und über einen Galeriegang erreichbar, gehalten von einem hochkomplexen, hochpräzisen Stahltragwerk, das mit seinen 300 Tonnen auf den Außenmauern lastet. So gehen Ruine und Neubau eine lebhafte Symbiose ein, die der Besucher beim Rundgang durch die Räume körperlich erspüren und erleben kann. Eine Auszeichnung zum Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2010 belegt dieses in jeder Hinsicht gekonnte Weiterbauen an der Moritzburg.

Standort
Friedemann-Bach-Platz 5, Halle (Saale) – Öffnen mit Google Maps

Bauherr/in
Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)

Architekten
Nieto Sobejano Arquitectos S.L.P, Madrid und Berlin

Preise
Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2010, Auszeichnung

Fertigstellung
2008

Architektenkammer Sachsen-Anhalt
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fürstenwall 3
39104 Magdeburg
Telefon: (0391) 53 611 – 0
Telefax: (0391) 53 611 – 13
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